Nutzung
Neuweltkameliden sind vielseitige Tiere. Hier finden Sie einige Möglichkeiten der Nutzung von Alpakas und Lamas.
Trekking / Aktivitäten
Schon die Inkas benutzten Lamas als Lastenträger. Auf ihren Rücken transportierten sie über Jahrhunderte Salz, Getreide und andere Güter in die abgelegensten Dörfer der Anden. Gebiete, die mit modernen Transportmitteln nicht erreichbar sind, werden noch heute mit Lamas beliefert. In der Schweiz werden Lamas immer öfters von professionellen Trekkinganbietern als Packtiere eingesetzt. Lamas und Alpakas sind aber auch bei Hobbyhaltern immer beliebter.
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Obwohl der Nutzungsschwerpunkt von Alpakas eher in der Wollproduktion lag und zum Teil auch heute noch liegt, können diese durchaus auch als Begleittiere eingesetzt werden. Tiergestützte Aktivitäten mit Lamas und Alpakas in Form von Trekkings, kleineren Erlebnistouren, Kindergeburtstagen und auch Hindernisparcours erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
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Neuweltkameliden sind ausserdem bestens geeignet für Exkursionen in die Berge. Als Schwielensohler brauchen sie weder Hufe noch Schuhe, die ihre wiederstandsfähigen Füsse schützen. Sie bewegen sich mit Leichtigkeit in schwierigem Gelände, wo andere Packtiere Schwierigkeiten haben.
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Die ruhige Art eines erfahrenen Trekkingtieres, macht es zu einem sicheren Gefährte für Personen aller Altersstufen. Wenn Neuweltkameliden von einem unerwarteten Geräusch überrascht werden oder einem grösseren Tier begegnen, machen sie oft einen kleinen Sprung zur Seite, um dann die neue Situation aus sicherer Distanz zu analysieren. Sie neigen nicht dazu, in blinder Angst durchzubrennen.
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Wieviel kann ein Lama oder Alpaka tragen? Sie können mit bis zu 20 % des Eigengewichtes beladen werden, je nach Kondition des Tieres. An warmen Sommertagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und bei steilen, langen Bergtouren muss das Gewicht nach unten angepasst werden.
Beispiel: Ein 120 – 140 kg schweres Lama kann 500 – 700 Höhenmeter auf einer Distanz von 12 bis 17 km zurücklegen und dabei mit 20 – 25 kg beladen werden.
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Geduld, Feinfühligkeit und die Fähigkeit, auf Menschen mit speziellen Bedürfnissen einzugehen, sollten für den Anbieter von tiergestützter Aktivität keine Fremdwörter sein.
Ausserdem bietet sich für Anbieter von Tiergestützten Aktivitäten die Möglichkeit von Kooperationen mit Institutionen, Therapeuten, Pädagogen und anderen Fachpersonen, welche Tiergestützte Therapie/Pädagogik anbieten wollen.
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Tiergestützte Interventionen
Tiergestützte Therapie und Tiergestützte Pädagogik (auch Animal Assisted Therapy oder AAT)
Ist nicht etwa eine neue Therapieform. Tiergestützt können viele der praktizierten Formen der Therapie und der Pädagogik genannt werden, sofern sie in irgendeiner Art Tiere in den therapeutischen Prozess einbeziehen.
Die Art des Einbezuges von Tieren ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von der weitgehenden Kontrolle des Tieres durch den Menschen, der es mit seinen besonderen Fähigkeiten nutzt oder einsetzt, um für sich selber bestimmte Leistungen zu ermöglichen, über den Aufbau und die Förderung von soziemotionalen Beziehungen zum Tier bis hin zur Be-Achtung des Tieres als ein Gefährte aus einer anderen Spezies.
Die tiergestützte Therapie (AAT) mit Lamas und Alpakas ist eine professionelle Aktivität durch Ärzte, Therapeuten, Lehrer oder Sozialpädagogen. Die AAT beinhaltet immer, vor jeder Lektion das Ziel/die Ziele festzulegen. Die Aktivitäten sind aufgeschrieben und abgelegt.
Die tiergestützte Therapie und die tiergestützte Pädagogik (AAT) mit Lamas und Alpakas ist eine professionelle Aktivität durch Ärzte, Therapeuten, Lehrer oder Sozialpädagogen. Die AAT beinhaltet immer, vor jeder Lektion das Ziel/die Ziele festzulegen.
Im Unterschied dazu, ist die tiergestützte Aktivität (AAA) mit Lamas und Alpakas ein Hilfsmittel, um zum Erfolg einer Behandlung beizutragen, oder dem Klienten einen Moment der Entspannung zu geben.
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Die Tiergestützte Therapie/Pädagogik unterscheidet sich von der tiergestützten Aktivität durch folgende Merkmale
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Eine Pädagogisch oder therapeutische berufliche Qualifizierung, oder eine Kooperation mit einer Fachperson ist für die tiergestützte Therapie notwendig.
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Aktivitäten müssen nicht zielgerichtet sein
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Aktivitäten können beliebig oft wiederholt werden
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Es besteht kein vorgegebenes Zeitfenster bei Aktivitäten
Aufzeichnungen und Dokumentationen sind bei Aktivitäten nicht notwendig
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Definition „tiergestützte Therapie“ (Animal Assisted Therapy = AAT)
(Aus: „Standards of Practice for Animal Assisted Activities and Therapy“, Delta Society, 7.01.2002)
“Animal-Assisted-Therapy (AAT) ist Bestandteil der Arbeit eines professionellen Arztes, Therapeuten, Lehrers, Sozialarbeiters, Pädagogen oder Pflegers. Das Tier muss in die Ausübung der beruflichen Tätigkeit mit einbezogen sein. Dabei kann die Therapie auch von einem Laien vorgenommen werden, der aber von einem „Professionellen“ angeleitet wird. AAT ist immer auf Ziele ausgerichtet, die erreicht werden sollen. Diese müssen im Vorfeld festgelegt und definiert werden. Aktivitätund Fortschritte während einer Sitzung werden genau dokumentiert.“
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Wolle
Neuweltkameliden, und im besonderen Alpakas, wurden von den frühen Bewohnern Südamerikas wegen ihrer wertwollen Wolle gezüchtet und gehalten. Das Wollkleid der Alpakas weist eine einheitliche Struktur auf. Durch selektive Züchtung wurde beim Alpaka der Anteil der Grannenhaare stark zurückgedrängt beziehungsweise gänzlich eliminiert und deren Durchmesser ebenfalls reduziert. Bei den zwei Typen von Alpakas, dem wesentlich häufiger vorkommenden Huacaya (ca. 90 % der weltweiten Population) und dem Suri-Alpaka findet man Fasern, deren Durchmesser in der Bandbreite durchaus mit der Unterwolle des Lamas zu vergleichen ist. Der Anteil feinerer Fasern überwiegt jedoch, was einen durchschnittlichen Durchmesser von 17 bis 30 Mic. ergibt. Beim Huacaya liegt eine sehr feine Kräuselung vor, was bei längerer Bewollung der Tiere zu dessen kuscheligem Aussehen führt. Suris hingegen haben statt der Kräuselung eher eine lang gestreckte Wellung. Die Haare drehen sich in Locken und hängen nahe am Körper nach unten, was verstärkt durch ihren Glanz bei diesen Tieren immer ein brillant scheinendes Aussehen verursacht.Es erscheint durchaus plausibel, dass beim Huacaya ein einheitliches Vlies aus feiner Unterwolle mit äusserst geringem Anteil an ebenfalls sehr feinen Grannen-Haaren, beim Suri hingegen ein einheitliches Haarkleid mit fast ausschliesslich äusserst feinen Grannenhaaren gezüchtet wurde. Die Wolle ist sehr leicht, wobei dieSuri etwas schwerer ist als die Huacaya, weil auch etwas gröber, jedoch mit viel Glanz und feinem, seidig kühlem Griff. Das Vliesgewicht bei einjähriger Schur reicht von 200g bei Vikunjas, 300g bis 1 kg bei Guanakos, 1 bis 3 kg bei Lamas und bis zu 1,5 bis 5 kg bei Alpakas. Der Wollertrag ist nicht nur von der Genetik, sondern auch von den Witterungseinflüssen und der Versorgung mit Energie und den nötigen Spurenelementen und Mineralstoffen abgängig. Bei Witterungseinflüssen dürfte sich nicht so sehr die absolute Temperatur alleine, als vielmehr der grosse Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht positiv auf die erzielbare Wollmenge auswirken.
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Verarbeitung der Wolle
Die Fasergewinnung erfolgt durch die Schur. Diese kann einerseits von Hand, andererseits maschinell erfolgen. Wichtig dabei ist, dass die Rohwolle nicht schmutzig ist. Die Wolle wird gewaschen, gekardet und anschliessend verspinnt. Anschliessend kann das Garn durch Stricken oder Weben zu wunderschönen Produkten weiterverarbeitet werden. Die Kleidungstücke besitzen die Eigenschaft der Thermoregulation. Ohne zu schwitzen, verleihen diese Kleider ein angenehm weiches und wärmendes Gefühl.
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Fleisch
Das Fleisch der Neuweltkameliden ist dunkelrot, feinfasrig und neutral im Geschmack. Der Cholesteringehalt ist geringer als bei Lamm- oder Rindfleisch. Aufgrund des geringen Fettgehaltes, empfehlen wir Ihnen die Frischfleisch-Zubereitung durch sanftes Garen bei Niedertemperatur. Trockenfleisch oder Trockenwurst eignen sich hervorragend als kleine Zwischenmahlzeit oder als Ergänzung zum kalten „Zobig-Plättli“.​
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Das Kochbuch "Lamafleisch in der Küche" kann direkt bei der Verlagsgenossenschaft Caprovis für 30.-CHF bestellt werden.
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Folgende NWKS-Mitglieder bieten frisches und/oder getrocknetes Lama- oder Alpakafleisch an:
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Herdeschutz
Der Verein NeuweltkameldienSchweiz unterstützt seit 2012 das Herdenschutzprojekt der AGRIDEA. Dieses Merkblatt zeigt den Einsatz von Lamas im Herdenschutz auf.